Grünig Wundmanagement
Mehr als Wundversorgung

Scherkräfte

In der Pflege und in der Wundversorgung fällt immer wieder das Wort Scherkräfte. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entstehung von Dekubitus oder Skin Tears. Auch bei der Entstehung von MARSI spielen Scherkräfte eine große Rolle. Aber was sind Scherkräfte eigentlich und warum sind sie für den Patienten so gefährlich?

Scherkräfte sind eine der wesentlichen mechanischen Faktoren bei der Entstehung von Wunden. Sie wirken, wenn zwei aufeinanderliegende Gewebeschichten gegeneinander verschoben werden. Dies kann beispielsweise passieren, wenn eine Person im Bett sitzt und langsam nach unten rutscht, während ihre Haut an der Matratze haftet. Dadurch werden die tieferliegenden Gewebeschichten und die Haut in entgegengesetzte Richtungen gezogen.

Dies tritt zum Beispiel ebenfalls auf, wenn ein Pflaster von der Haut gelöst wird und die darunterliegende Haut nicht fixiert wird.

Unsere Hautschichten liegen nicht glatt aufeinander. Die Oberhaut (Epidermis) ist mit der Lederhaut (Dermis) durch Zapfen und Papillen verzahnt. Diese Struktur ist wichtig, damit die Oberhaut in ihrer Position gehalten wird. Zudem wird so die Auflagefläche zwischen Oberhaut und Lederhaut erhöht. Die Oberhaut hat keine eigenen Blutgefäße. Die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen erfolgt über Diffusion. Eine größere Auflagefläche sorgt also für eine bessere Versorgung der Oberhaut. 

Werden nun die Hautschichten gegeneinander verschoben hat dies sehr negative Auswirkungen auf die Haut. 


Gewebeschädigung:

Scherkräfte können Blutgefäße in der Haut und im darunterliegenden Gewebe abklemmen oder zerreißen. Dies führt zu einer verminderten Durchblutung und Sauerstoffversorgung der betroffenen Hautpartien und des darunterliegenden Gewebes.

Mikrotraumen:

Durch die kontinuierliche Einwirkung von Scherkräften können kleine Verletzungen im Gewebe entstehen, die die Hautbarriere schwächen und das Gewebe anfälliger für weitere Schäden machen.


Verschlechterte Wundheilung:

Bereits vorhandene kleine Verletzungen oder Druckstellen können durch Scherkräfte weiter verschlimmert werden, was die Heilung verlangsamt oder sogar verhindert.


Wie können Scherkräfte vermieden werden

Scherkräfte treten besonders bei immobilen Patienten auf. Es ist daher sehr wichtig, das Pflegende über die Vermeidung von Scherkräften Bescheid wissen. Die größte Belastung durch Scherkräfte entsteht bei der Umpositionierung von Patienten. Transfers in und aus dem Bett sollten mit den entsprechenden Hilfsmitteln durchgeführt werden. So wird die Belastung durch Scherkräfte minimiert. Auch Umpositionierungen innerhalb des Bettes oder im Rollstuhl müssen so erfolgen, dass die Belastung durch Scherkräfte reduziert wird. Dies funktioniert zum Beispiel durch Kinästhetik.