Weinende Haut, was soll das sein? Tatsächlich leitet sich der Begriff vom englischen "to tear apart" ab, was soviel bedeutet wie "auseinanderreißen und nicht vom Nomen "tear" für "Träne". Auch wenn diese Wunden teilweise Tränen nicht unähnlich sehen.
Hautrisse (Skin Tears) sind akut traumatische Verletzungen und gehören in die Kategorie der "Bagatellwunden". Sie treten besonders häufig bei älteren und neugeborenen Patienten auf. Bei Neugeborenen ist die Haut noch nicht vollständig entwickelt. Bei älteren Patienten liegt häufig eine stark atrophierte Haut zugrunde. Diese kann durch unterschiedliche Medikamente wie Cortison verursacht sein. Auch einige Erkrankungen wie Diabetes oder Durchblutungsstörungen begünstigen den Abbauprozess der Haut. Aber auch das Altern an sich lässt die Haut zunehmend atrophieren.
Wenn diese Haut durch mechanische Einwirkungen oder Scherkräfte belastet wird, kann es passieren, dass sich die Oberhaut (Epidermis) von der Lederhaut (Dermis) trennt. Dies führt zu sehr schmerzhaften Verletzungen, die nicht selten einen langen Heilungsverlauf haben. Manchmal treten Hautrisse auch in Form einer MARSI (Medical Adhesive-Related Skin Injury) auf.
Im pflegerischen Alltag werden diese Verletzungen oft sehr stiefmütterlich behandelt. Oft werden sie gar nicht erfasst oder, noch schlimmer, gar nicht versorgt. Es bilden sich Verkrustungen, die Haut gerät noch mehr unter Spannung, und der Heilungsprozess verlangsamt sich. Nicht selten kommt es zu Wundinfektionen.
Wenn ein Patient einen Hautriss erleidet, bleiben oftmals Hautreste am Rand der Wunde zurück. Solange diese Haut noch vital ist, ist es möglich, sie zu repositionieren. Zur Vorbereitung führen Sie zunächst eine Wundreinigung mit Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) oder einer konservierten Wundspüllösung durch. Anschließend tränken Sie eine Kompresse mit NaCl und positionieren diese auf der Wunde und dem Hautlappen. Die Einwirkzeit beträgt 5 - 10 Minuten, je nach Zustand des Hautlappens. Danach führen Sie mit Hilfe einer sterilen Pinzette die Repositionierung durch. In den meisten Fällen deckt der Hautlappen die Wunde nicht mehr vollständig ab.
Prävention von Skin Tears
Pflegen Sie Ihre Haut beziehungsweise die Haut Ihrer Patienten regelmäßig mit geeigneten Pflegecremes auf Wasser/Öl (W/Ö Basis). Dies erhält die Hautelastizität.
Vermeiden Sie Stürze. Viele Skin Tears sind Folgen von Stürzen. Beseitigen Sie Stolperfallen, tragen Sie festes Schuhwerk und benutzen Sie wenn möglich geeignete Hilfsmittel wie einen Rollator.
Vermeiden Sie es, gefährdete Hautstellen wie Arme, Handrücken und Schienbeine zu stark zu belasten. Hier treten Skin Tears am häufigsten auf.
Fazit
Skin Tears sind eine häufige und oft vermeidbare Verletzung, die besondere Aufmerksamkeit und Pflege erfordert. Insbesondere bei sehr jungen und sehr alten Personen sind besonders gefährdet Durch angemessene Präventionsmaßnahmen und eine sorgfältige Behandlung können Komplikationen minimiert und die Heilung gefördert werden.