Grünig Wundmanagement
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MARSI, was ist das jetzt schon wieder? 

MARSI steht für "Medical Adhesive-Related Skin Injuries", was frei übersetzt "eine Hautverletzung verursacht durch einen medizinischen Klebstoff" bedeutet. Diese Verletzungen können durch verschiedene klebende Materialien wie Stomaplatten oder Verbandstoffe entstehen.


Ursachen und Risiken

Besonders bei der Versorgung von chronischen Wunden müssen wir häufig klebende Verbandstoffe wiederholt an derselben Körperstelle anbringen. Selbst gesunde und intakte Haut reagiert darauf oft sehr empfindlich. Unsere älteren Patienten, deren Haut oftmals alterstypische Veränderungen aufweist, sind noch stärker betroffen. Die Haut ist gerötet, juckt und spannt. Im schlimmsten Fall kann es zu Blasenbildung oder Hautrissen (Skin Tears) kommen.
Ein besonderes Risiko geht von Verbandstoffen aus, die Polyacrylatklebstoff verwenden. Dieser kleben zwar sehr gut, erhöht aber auch die Gefahr von Hautschäden erheblich.


Prävention von MARSI

Um MARSI zu verhindern, sollten Sie folgende Maßnahmen beachten:

Hautbegutachtung vor der Verwendung:

Überprüfen Sie die Haut sorgfältig, bevor Sie Verbandstoffe mit Polyacrylatklebstoff verwenden. Stark atrophierte Haut, Pergamenthaut und bereits geschädigte Haut sind Kontraindikationen für stark klebende Verbandstoffe.

Schonende Reinigung:

Reinigen Sie die Haut vorsichtig nach der Entfernung der Verbandstoffe. Verbleiben Klebstoffreste auf der Haut, kann sich die Klebkraft addieren, wenn neue Verbandstoffe angebracht werden.

Spannungsfreie Applikation:

Bringen Sie Verbandstoffe nicht unter Spannung an. Dies kann zur Bildung von Spannungsblasen führen. Besonders vorsichtig sollten Sie bei Superabsorbern sein, da diese bei Kontakt mit Flüssigkeit deutlich an Umfang zunehmen und dadurch die Spannung auf die Umgebungshaut erhöhen.

Gelenke in gebeugtem Zustand: 

Wenn Sie Verbandstoffe über Gelenken anbringen, sollten die Gelenke gebeugt und nicht gestreckt sein, um zusätzliche Spannung zu vermeiden.

Verwendung von Hautschutzfilmen: 

Nutzen Sie Barrierecremes oder transparente Hautschutzfilme. Diese bilden eine unsichtbare Schicht zwischen Haut und Klebstoff und reduzieren Hautirritationen beim Entfernen der Verbandstoffe.
Entfernung von Folienverbänden durch überdehnen: Entfernen Sie Folienverbände hautnah und überdehnen Sie diese in Wuchsrichtung der Haare. Fixieren Sie dabei die Haut mit der anderen Hand, um die Auswirkungen von Scherkräften zu minimieren.
 

Haare im Bereich der Klebefläche kürzen:

Kürzen Sie die Haare in dem Bereich, in dem Sie etwas kleben möchten, mit einem Haartrimmer. Ein vollständiges Abrasieren wird nicht empfohlen, da es durch die offenen Haarkanäle und Hautirritationen Keime in die Haut eindringen können. Dies kann zu einer Entzündung der Haarwurzeln (Follikulitis) führen. 

Verwendung von Pflasterlösern:

Es gibt unterschiedliche Produkte, die dafür sorgen, dass sich Polyacrylatklebstoff leichter von der Haut entfernen lässt. Leider sind diese Pflasterlöser jedoch nicht verordnungsfähig. 

Einzelne Fixierpunkte statt vollflächiger Verklebung:

Wenn es die Situation zulässt, verwenden Sie nur einzelnen Fixierpunkte, die Sie variieren können. So hat die Haut Zeit, sich zu erholen.

Verzicht auf Polyacrlatklebstoff.

Verwenden sie unterschiedliche Fixiermethoden. Eine Alternative zu Polyacrylatklebstoff ist sind silikonbeschichtete Verbandstoffe. Diese haften auf der Haut, verkleben jedoch nicht und lassen sich leicht und atraumatisch entfernen. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von Schlauchverbänden oder kohäsiven Haftbinden. Hierbei muss natürlich immer die Lokalisation der Wunde und der Zustand des Patienten bedacht werden.